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Altersstrategie und Verzicht auf Pflegewohnung im Porthof

19. Januar 2021
Der Stadtrat entschied im Juni 2020, keine jährliche Defizitdeckung für die Alterswohnung im Porthof zu übernehmen. Dies nachdem eine Auslegeordnung der Stiftung RaJoVita gezeigt hatte, dass der Nutzen der Pflegewohnung für die Alterssiedlung nicht den ursprünglichen Vorstellungen entspricht. Die Idee einer Pflegewohnung im Porthof stammt aus einer Zeit mit anderen Voraussetzungen und Bedürfnissen in der Altersversorgung. Aufgrund des raschen Wandels in der Alterspflege, insbesondere der Verschiebung hin zur ambulanten Versorgung, drängt sich der Verzicht aus heutiger Perspektive auf.

Die Probleme im Zusammenhang mit der Pflegewohnung im Porthof zeigten zudem die Dringlichkeit, die Entflechtung der Verantwortlichkeiten in der Alterspflege im Rahmen einer ganzheitlichen Altersstrategie einzuleiten. Der Stadtrat startete in der Folge den Prozess für eine Altersstrategie im Sommer 2020, ein entsprechender Entwurf liegt vor. Der notwendige Mitwirkungsprozess mit den betroffenen Akteuren verzögert sich aufgrund der Corona-Krise.

In der Alterssiedlung im Porthof war ursprünglich eine Pflegewohnung mit 19 Pflegeplätzen geplant. Ziel war es, ein gutes, zeitgemässes Pflegeangebot zu schaffen. Darüber hinaus sollte den Mieterinnen und Mietern in den Alterswohnungen „Wohnen mit Service“ sowie ein sanfter Übergang von der ambulanten zur stationären Pflege ermöglicht werden.

Teure Pflegewohnung mit fraglichem Nutzen für die Alterssiedlung
Im Mai 2020 präsentierte der Stiftungsratspräsident der Stiftung RaJoVita, Daniel Lätsch, dem Stadtrat eine Auslegeordnung. Daraus ging hervor, dass sich bei der Pflegewohnung im Porthof ein jährliches, betriebliches Defizit in der Höhe von Fr. 250‘000.— abzeichnet. Gleichzeitig zeigte sich, dass die Alterswohnungen kaum von Synergien in der Pflege hätten profitieren können ohne zusätzliches Personal und damit verbundene massive Mehrkosten. Diese hätten das jährliche Defizit zusätzlich erhöht.

Für den Stadtrat stand bei der Beurteilung einer allfälligen Defizitdeckung somit die Frage des Mehrwerts im Zentrum: Rechtfertigen die Vorteile der Pflegewohnung für die Mieterinnen und Mieter der Alterswohnungen jährliche Kosten von Fr. 250‘000.— zulasten der Stadt? Diese Frage musste aufgrund einer Auslegeordnung durch die Stiftung RaJoVita klar verneint werden. Die versprochenen Vorteile wie etwa „Wohnen mit Service“ sowie die ambulante Pflege durch die Spitex für Mieterinnen und Mieter können von der Stiftung RaJoVita auch ohne Pflegewohnung im Porthof in sehr guter Qualität erbracht werden. Zudem kann der sanfte Übergang von der ambulanten zur stationären Pflege durch einen Umzug von der Alterswohnung in die Pflegewohnung bei zunehmender Pflegebedürftigkeit nicht garantiert werden. Ein Umzug ist nur möglich, wenn ein Bett frei ist, was bei einem Verhältnis von 110 Alterswohnungen zu 19 Pflegeplätzen nicht garantiert werden kann.

„Wohnen mit Service“ und Sicherheit im Porthof weiterhin möglich
Für die Attraktivität der Alterswohnungen ist das Konzept „Wohnen mit Service“ wichtig. Dieses umfasst Leistungen, die nicht primär von stationären Pflegeabteilungen angeboten werden müssen. Der Verzicht auf die Pflegewohnung hat folglich keinen Einfluss auf das Angebot „Wohnen mit Service“. Auch die Qualität dieser Leistungen ist nicht von einer hausinternen Pflegewohnung abhängig.

Der Stadtrat ist nach wie vor überzeugt, dass die Alterswohnungen im Porthof Service- und Sicherheitsdienstleistungen brauchen. Die Stiftung RaJoVita hat ein modulares Dienstleistungspaket erarbeitet, welches einen Notruf mit Sicherheitsdienst, Reinigung, Wäscheservice, hauswirtschaftliche Dienstleistungen etc. umfasst. Die bestellten Leistungen werden den Mieterinnen und Mieter nach Aufwand verrechnet. „Wohnen mit Service“ soll in Zukunft für alle Alterswohnungen in Rapperswil-Jona zur Verfügung gestellt werden. Der Stiftung Alterswohnungen Jona ist es freigestellt, ob sie von diesem Angebot Gebrauch machen will oder ob sie diese Angebote anderweitig beziehen will.

Entwicklung hin zur ambulanten Alterspflege 
Die stationäre Pflege unterliegt einem raschen Wandel. Aufgrund der zu erwartenden Entwicklung geht der Stadtrat davon aus, dass der Bedarf an Pflegeplätzen mit dem Neubau im Schachen auch ohne Pflegewohnung im Porthof gedeckt werden kann; dies unter anderem dank der Förderung und dem Ausbau alternativer Betreuungs- und Pflegeangebote (ambulant vor stationär) und der Einführung innovativer Modelle, zum Beispiel der Zeitvorsorge. Diese Einschätzung basiert auch auf der Tatsache, dass die Tendenz zur ambulanten Langzeitpflege (SPITEX) und Betreuung nach wie vor zunimmt. Der Stadtrat unterstützt diese Anstrengungen, welche ein selbstbestimmtes Wohnen zuhause möglichst lange ermöglichen. Der Übertritt in ein Pflegeheim erfolgt aber nicht nur in einem zunehmend höheren Alter, sondern auch bei wesentlich höherer Pflegebedürftigkeit. Die durchschnittliche Verweildauer in Pflegezentren nimmt dadurch stetig ab.

Kindergarten im Erdgeschoss
Die Stadt hat auf Anfrage der Stiftung Alterswohnungen Jona angeboten, einen Teil der frei werdenden Fläche im Erdgeschoss der Alterswohnungen Porthof im Mietverhältnis zu übernehmen und dort den Kindergarten Porthof einzuquartieren. Der Bedarf nach einem Ersatzneubau des Kindergartens Porthof ist in der Schulraumplanung mit hoher Priorität festgehalten. Im Porthof lässt sich ein guter Kindergarten realisieren. Der generationenübergreifende Aspekt wird vom Stadtrat positiv beurteilt. Der Stadtrat hält an seinem Angebot fest. Sobald die Grundlagen geklärt sind, wird die Stadt die gemäss Gemeindeordnung notwendigen Beschlüsse vorlegen.

Altersstrategie und Corporate Governance
Die Stadt hat im Sommer 2017 ein neues Altersleitbild verabschiedet. Der Handlungsbedarf bei der Steuerung und bei der Einführung von Prinzipien der Corporate Governance ist darin festgehalten. Die Dringlichkeit dieser Thematik zeigte sich deutlich im Zusammenhang mit den Problemen im Porthof. Der Stadtrat und insbesondere der Stiftungsrat der Stiftung RaJoVita brauchen geeignete Führungs- und Steuerungsinstrumente, um mit dem raschen Wandel in der Alterspflege Schritt halten zu können.

Der Stadtrat startete nach den Sommerferien den Prozess für die Erarbeitung einer Altersstrategie. Dabei stehen die Entflechtung von strategischer und operativer Verantwortung sowie die Vermeidung von Interessenskonflikten im Vordergrund. Konkret soll die Vertretung von Stadträten in den Stiftungsräten von Leistungserbringern überdacht und ein professionelles Controlling aufgebaut werden. Durch die Überarbeitung der Leistungsaufträge und Rahmenkontrakte soll eine Optimierung des gesamten Versorgungsangebotes, von der ambulanten bis zur stationären Pflege und Betreuung, erreicht werden. Ein Entwurf der Altersstrategie liegt vor – allerdings konnte der Mitwirkungsprozess mit wichtigen Akteuren, unter anderem die Stiftung RaJoVita, die Stiftung Alterswohnungen Jona, die Pro Senectute, die Ortsgemeinde Rapperswil-Jona, der Entlastungsdienst, die Landeskirchen und das Altersforum, aufgrund der verschärften Corona-Situation nicht wie geplant durchgeführt werden. Der Stadtrat wird den Prozess zusammen mit den betroffenen Organisationen weiterführen, sobald es die Situation zulässt.

Situation Stiftung RaJoVita
Der Stiftungsrat der Stiftung RaJoVita hat mit der Einsetzung eines neuen Geschäftsführers die Voraussetzungen geschaffen, um die Stiftung RaJoVita, respektive die Altersversorgung, erfolgreich in die Zukunft zu führen. Dazu gehört auch eine systematische betriebswirtschaftliche Führung. Mit einem klareren strategischen Controlling sowie systematischen Projektmanagement, umfassenden Qualitätsmanagement und Führung mit Kennzahlen auf Stufe Geschäftsführung hat er die notwendigen Sicherungen eingebaut, welche geeignet sind, Fehlentwicklungen in einem frühen Planungsstadium zu erkennen.

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